Wie wichtig nimmt die Event-Branche die Sicherheit von Veranstaltungsgästen?
Sicherheitsaspekte nehmen einen immer größeren Teil der Arbeit im Eventmanagement ein. Diese Entwicklung wurde insbesondere durch die Katastrophe der Love-Parade in Duisburg 2010 ausgelöst. Dennoch kommen manchmal Zweifel auf, ob die Sicherheit von Gästen in der Branche tatsächlich ernst genug genommen wird.
Vor kurzem war ich auf Locationbesichtigung in Schleswig-Holstein. Moderne Architektur und alte Industriekultur, eine Kombination, die sehr angesagt ist. Eine beachtliche Küchenleistung, günstige Preise … auf den ersten Blick eine gute Wahl, wäre da nicht die Ignoranz gegenüber den simpelsten Sicherheitsanforderungen gewesen.
Im großen Meetingraum war gerade für eine Veranstaltung bestuhlt, theater style, 80 Stühle in 10 Reihen. Der Abstand zu den rechten Notausgängen war geringer als 1 Meter. Ein klarer Verstoß gegen die VstättV. Nun gut, links waren auch noch Notausgänge, aber die Stühle waren nicht miteinander verbunden. Es war gerade Lunch und die Sitzgelegenheiten standen schon ziemlich kreuz und quer im Saal herum.
Ich frage also: "Warum sind die nicht mit Reihenverbindern verbunden?" Und die Antwort der Bankett-Chefin lautet: "Das ist nicht nötig!" Ich bin überrascht und sprachlos, da wiederholt sie nochmal: "Das ist hier nicht nötig!"
Stuhlreihen ab 20 Stühlen sind zu verbinden! Das steht auch in der Schleswig-Holsteinischen VStättV. Und es macht Sinn! Ein einzelner Stuhl fällt viel schneller um als eine ganze Reihe und eine Reihe bleibt auch wenn sie sich verschiebt in sich stabiler und die Rettungswege sind viel einfacher nutzbar. Ein umgekippter Stuhl, der seine 4 dünnen Metallbeine in die Luft reckt, ist eine erstklassige Aufspießvorrichtung. Wenn es qualmt und das Licht ausfällt, alles rennt und stolpert, hustet und schreit, dann können Reihenverbinder Leben retten.
Leider ist dies kein Einzelfall. In geschätzt jeder vierten Location kann ich beispielsweise Notausgänge nicht öffnen, oder finde dahinter ein wildes Stuhl- und Tischlager. Und immer die gleichen Ausreden: "Wir haben keine andere Lagermöglichkeit. etc."
Zusammenfassung
Fluchtwege, Brandschutz und Sicherung von allem, was auf den Kopf fallen kann – das rettet Leben! Wie können so viele Kollegen der Event-Branche das ignorieren und dabei noch gut schlafen? Oder ist es Unwissenheit?
Seit 2010 haben die Genehmigungsbehörden in Deutschland die Anforderungen an Sicherheitskonzepte von öffentlichen Veranstaltungen immer weiter verschärft. Manchmal sind sie dabei aus der Sicht der Event-Planer über das Ziel hinaus geschossen, wie die heftige Diskussion nach dem Teilabbruch des Rock am Ring Festivals 2017 zeigt.
Im Widerspruch dazu steht die alltägliche Praxis in vielen Locations, in denen die Sicherheit von Veranstaltungsteilnehmern ausreichend ernst genommen wird.
Autor des Magazinbeitrages
Dominik Schunk
- Magister Artium
- Selbstständiger Eventmanager
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EventmanagementQuellenangaben (Stand: 05.2019)
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von Deutsches eLearning Studieninstitut