Hypno-Rhetorik
Gute Ergebnisse sind nicht nur das Produkt guter Mentaltechniken, sondern vor allem wertschätzender Beziehungen und mental förderlicher Kommunikation.
Ein Beispiel dazu: Sie gehen zum Zahnarzt, und dieser muss bohren. Er sagt zu Ihnen „Sagen Sie Bescheid, wenn Sie Schmerzen haben.“ Wohin geht, wenn Sie diese Frage im Zahnarztstuhl hören, Ihre mentale Aufmerksamkeit, und wie reagiert Ihr Körper darauf?
Nun gehen Sie zu einem Zahnarzt, der ebenfalls bohren muss, aber kommunikativ geschult ist. Er sagt zu Ihnen: „Sagen Sie Bescheid, wenn Sie eine Pause brauchen.“ Wohin geht Ihre mentale Aufmerksamkeit wohl jetzt: zu den Schmerzen oder eher zu Pause und Entspannung? Natürlich auf Letzteres – und das ist für diese Situation wesentlich effektiver.
Mit diesem kleinen, aber feinen wörtlichen Unterschied werden Sie gesteuert, und das beeinflusst Ihre ganze Verfassung und Leistungsfähigkeit. So macht es auch einen erfolgsrelevanten Unterschied, ob ein Trainer den Fußballer so anweist: „Bitte nicht so viele Ballverluste“ oder eher so: „Bitte stell sicher, dass du den Ball behältst.“ Das sind Kleinigkeiten, die einen großen Unterschied im Ergebnis bewirken – ohne dass explizit eine Mentaltechnik eingesetzt wurde.
Im Grunde nennt man diese Wortwahl „Reframing“. Viele dieser Redewendungen stammen aus dem Konzept der Hypnoserhetorik. Man kleidet damit Sachverhalte in ein effektiveres Gewand, ohne den Inhalt zu verändern. Wenn Ihnen jemand sagt, das Glas sei halb leer, und Sie entgegen, das Glas sei doch eher halbvoll, dann ist das Reframing.
Bitte schauen Sie sich diese Tabelle an. Lesen Sie zuerst die Aussage in der linken Spalte und achten Sie dabei auf Ihre innere Reaktion. Lesen Sie dann erst die Aussage in der rechten Spalte und achten Sie auf den Unterschied in der Wirkung gegenüber der linken Aussage:
allgemeine Wortwahl |
Hypno-Rhetorik |
Probieren Sie es doch einmal aus! |
Sie wissen, Sie können es umsetzen! |
Sie müssen die Aufgaben A und B erledigen! |
Wollen Sie zuerst A oder B erledigen? |
Es ist doch gar nicht so schwer! |
Du wunderst dich vielleicht, wie einfach es sein kann! |
Das muss vorher unbedingt erledigt werden! |
Du kannst das jetzt schon oder erst in einer Weile erledigen. |
Hast du denn entsprechende Fähigkeiten, um zu gewinnen? Du hast sie doch, oder? |
Ich weiß nicht, welche deiner Fähigkeiten du am besten nutzen kannst, um zu gewinnen. |
Hör auf zu gähnen, wenn ich mit dir rede! |
Gähnen kann dazu führen, dass dein Unterbewusstsein meine Worte besonders sorgfältig abspeichert. |
Merk dir, was ich gesagt habe! |
Welche meiner Worte, kannst du dir am besten merken? |
Kannst du mit meinem Feedback etwas anfangen? Nimm meine Kritik an! |
Was möchtest du mit meinem Feedback konkret an dir und deinem Verhalten verändern? |
Pass auf, dass du dir keine rote Karte einfängst. |
Achte bitte darauf, fair zu spielen. |
Lass bitte keinen Ball ins Tor gehen. |
Mach jede Lücke zu. |
Wirf nicht daneben. |
Bitte ziele genau. |
Sie haben bereits das Selbstexperiment „Emotion und Kognition“ bearbeitet. Darauf basierend können Sie ableiten, dass auch das Selbstgespräch, also die Kommunikation mit einem selber, steuerbaren Einfluss auf mentale Mechanismen wie Stress oder Zustände hat. Darüber hinaus ist es eine sehr elegante Reframing-Technik.
Aussage |
Reframing |
Bei dem Gedanken an diese Aufgabe bekomme ich kalte Füße. |
Was ist Ihnen lieber: kalte Füße zu haben oder sich auf heißen Kohlen zu verbrennen? |
Das ist wie ein Sprung ins kalte Wasser. |
Ist kaltes Wasser nicht erfrischend für Sie? |
Da stockt mir der Atem. |
Pausen sind auch für die Atmung sinnvoll, um sich innerlich neu zu orientieren. |
Da kommt mir die Galle hoch. |
Und ich glaube, damit kommt auch der Wille hoch, sich weiterzuentwickeln. |
Hinweis Sobald Sie, zum Beispiel bei einer Geburtstagfeier oder offiziellen Veranstaltung, folgende Aussage hören: „Tja, man wird immer älter“, kontern Sie bitte wörtlich wie folgt, indem Sie eine Negation einbauen: „Tja, man wird nicht jünger.“ Beobachten Sie genau die nonverbale Reaktion Ihres Gegenübers. Das Hören der Worte „älter“ bzw. „jünger“ steuert den Fokus auf entsprechende Repräsentationen, die einen entsprechenden Zustand (sich jünger fühlen als älter) erzeugen. Wer das Wort „jünger“ hört, fokussiert auf den Unterschied zwischen älter und jünger (Priming-Effekt) und zeigt dies nonverbal meist mit einem Lächeln. |
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